Solidarität per Social Media
Nach den Anschlägen von Paris sind die Sozialen Netzwerke voll mit Trauerbekundungen, Solidarität, Fassungslosigkeit und Diskussionen und das weltweit.
Wenn es darum geht, bei aktuellen Geschehnissen Stellung zu nehmen reagieren Soziale Netzwerke schnell.
In den Stunden nach den Anschlägen schien sich das komplette Erscheinungsbild des sozialen Netzwerks zu ändern. Mit wenigen Klicks konnten Nutzer ihre Profilfotos mit den französischen Nationalfarben überdecken. Facebook wurde zu einem Meer von Bildern in blau-weiß-rot.
Es ist nicht das erste Mal, dass amerikanische Internetunternehmen bei aktuellen Geschehnissen Stellung beziehen. So geschehen bei dem Anschlag
auf Charlie Hebdo, oder der Absturz des Germanwings-Flugzeugs in den französischen Alpen. Ähnliche Aktionen gab es auch, als in den USA gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung erlaubt wurde.
Solche Aktionen passen zum Selbstverständnis der amerikanischen Internetunternehmen, die sich gerne als Weltverbesserer darstellen.
Das kann hilfreich sein, doch oft dient es eher der Selbstdarstellung.
Wir könnten mehr tun, als Profilbilder ändern. Aber es ist ja so bequem. Warum Geld spenden, aktive Hilfe leisten, versuchen durch politisches Engagement Veränderungen herbeizuführen? Es ist doch so einfach vom warmen Sofa aus mit einem neuen Profilbild und der trauernden Masse seine Anteilnahme auszudrücken. Alles schön vorgekaut von den amerikanischen Internetriesen. Am Ende sind es doch nur schöne Gesten, mehr nicht.
Es geschehen unglaubliche Greultaten auf dieser Welt und warum gibt es keine besonderen Profilfotos für Syrer, Palästinenser oder Afghanen. Oder für die 2,9 Millionen Kinder die jährlich an Unterernährung sterben. Letzte Woche z. B. wurden bei einem Selbstmordanschlag in Beirut über 40 Menschen getötet und IS hatte sich ebenfalls zu diesem Anschlag bekannt – und wer hat das gewusst? Ach ja, es gab ja keine libanesische Flagge auf Facebook…
Man könnte meinen, dass das Blut von Menschen aus der westlichen Welt mehr wert ist als das von anderen. Wir sollten unsere Solidarität für Opfer auf der ganzen Welt zeigen, wir sollten für alle etwas tun, wir sollten für alle beten und nicht nur für die Menschen in Paris.
Denn wir sind nicht Charlie und auch nicht Paris – wir sind Mensch!